Im Zuge der staufischen Gründungen am Oberrhein legte der Ministeriale Meginlach von Obrigheim um 1145 das Lehen zu Lobenfeld auf den Altar des Frankenthaler Augustinerchorherren-Stiftes zur Errichtung eines Klosters. König Konrad III. verzichtete auf seine Lehenshoheit und nahm die Gründung in seinen Schutz. Kirchlich unterstand die neue Gründung dem Bistum Worms. Allerdings erwähnen Autoren früherer Jahrhunderte bereits für 1135/37 einen Frauenkonvent in Lobenfeld. Könnten die Augustinerkanoniker, die die große Frauenfrömmigkeit ihrer Zeit sehr förderten, hier eine kleine Frauenzelle integriert haben? War Lobenfeld von Anfang ein Frauen- oder ein Doppelkonvent, den in jedem Fall Priore nach außen vertreten hätten? Für ein Frauenstift spräche auch die vergleichsweise geringe Dotierung im Testament des Abtes von Lorsch 1167. Der 1187 in einer Barbarossa-Urkunde bestätigte Besitz hätte jedenfalls die Existenz eines Frauenkonvents gewährleistet. Der Grabstein der Abbatissa Agnes in der Klosterkirche bestätigt eine selbständige Frauengemeinschaft um das Jahr 1200.
Möglicherweise sind die Ansiedlungen Biddersbach (Ersterwähnung 1187), Lobenfeld (1229) und Waldwimmersbach (1306) erst mit dem Kloster entstanden.
Die romanischen Ostteile der Kirche waren 1180/90 fertiggestellt. Der Plan für ein dreischiffiges Langhaus ist an der Westwand der Querhäuser ablesbar. Es wurde jedoch nur im Südwesten angesetzt, der Bau dann eingestellt. Alte Grabungen wie neuere Freilegungen bei der jüngsten Renovierung stellten das fest. Die Steinmetzarbeiten am romanischen Bau sind ein wichtiges Zeugnis für den Weg der elsässischen Romanik nach Schwaben (Comburg).
Letztmalig werden Augustinerkanoniker für Lobenfeld 1223 erwähnt - bei Besitzstreitigkeiten mit der 1142 gegründeten Männerzisterze Schönau im Odenwald, begünstigte Grablege des Bischofs von Worms und der ersten Staufer am unteren Neckar. Die wachsende Bedeutung Schönaus hatte Einfluß auf die Entwicklung der Frauenklöster der Region. Ein Autor des 18. Jahrhunderts nennt Lobenfeld schon 1254 zisterziensisch, 1272 bestand längst Konfraternität zur Männerzisterze Schönau. Der reale Ordenswechsel in Lobenfeld ist bisher allerdings nicht datierbar.
Als man, vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, begann, das schlichte einschiffige Langhaus zu errichten, war das Gründungskonzept längst aufgegeben. Der lange Saal entspricht - so jüngste Untersuchungen - dem Typus zisterziensischer Frauenkirchen.
Seit 1330 stand das Kloster unter kurpfälzischer Schirmherrschaft. Durch kurfürstlichen Erlaß wurde Lobenfeld 1438 benediktinisch, in Vorbereitung auf die Annahme der Bursfelder Convention, die der päpstliche Generalerlaß von 1459 bestätigte.
Unter den nachweisbaren Lobenfelder Klosterfrauen ist Elisabeth Silbereisen von besonderem Interesse. Die Mosbacher Bürgertochter (*1495 ?) heiratete im Sommer 1522 in Landstuhl unter dem Schutz Franz von Sickingens den elsässischen Reformator Martin Bucer. Sie starb 1541 in Straßburg an der Pest.
Nach Aufhebung des Klosters als Folge der Pfälzer Reformation (1556) hat die Kirche lange Zeit ungenutzt gestanden. 1629-1648 (mit Ausnahme des schwedischen Intermezzos 1632-1635) unterstand das Kloster den Jesuiten.
1664 eingewiesene englische Sabbatarier (Siebten-Tags-Baptisten) nutzten den Konventsaal im Süden der Kirche zum Gottesdienst. Sie veränderten die überlassenen Gebäude und zogen wahrscheinlich auch im Kirchenschiff Mauern ein. Schlechte Wirtschaft führte 1669 zu ihrer Ausweisung.
1672 übernahmen Flüchtlinge aus der Schweiz die Klostergüter.
Mit der Teilung des eingezogenen Kirchengutes 1705 kam die Klosterkirche an die Protestanten, der übrige Klosterbesitz in die Hand der Katholiken.
Auf Betreiben von Schaffner Kammerrat Ludwig Philipp Heiliger, der in dritter Generation in Lobenfeld die Interessen der Kurfürstlichen Geistlichen Administration wahrnahm, traten die Reformierten 1808 das ‚ruinöse' Langhaus gegen einen Acker ab, um der kurfürstlichen Verwaltung den Neubau eines Speichers zu ersparen. Für die ev. Kirchengemeinde wurde die romanisierende Türe in das Chorhaupt gebrochen. Die landwirtschaftliche Nutzung hat dem Langhaus große Schäden zugefügt.
Nach dem Stauferjahr führte die Freigabe von profaner Nutzung und die aufmerksamere Sehweise schließlich 1979 zum Erwerb des Langhauses - wiederum im Tausch gegen einen Acker - durch die politische Gemeinde. Mit der Absicht, den Bau vor dem Verfall zu bewahren, sollte der Einbau eines Festraumes verbunden werden. Die Grabungen des Landesdenkmalamtes im Jahre 1983 überschnitten sich mit veränderten Maßgaben zur Denkmalerhaltung, die die ganze Kirche 1984 wieder in die Hand der evangelischen Kirchengemeinde legte.
Die 1995 begonnene Sanierung des Langhauses und die Integration beider Bauteile erbrachte die Evangelische Pflege Schönau Heidelberg. Im Westen des Langhauses wurde eine beheizbare Winterkirche eingebaut. In der Sakristei wurde die Ostwand freigelegt. Damit wurden der Ansatz des ersten Joches zum ehemals geplanten südlichen Seitenschiff und der Durchgang zum Kreuzgang sichtbar. Ein Anbau aus den sechziger Jahren wurde für Sanitärräume erweitert.
Das Projekt wurde aus Eigenmitteln des Unterländer Evang. Kirchenfonds finanziert. An den Baukosten von rund 2,3 Mio DM beteiligte sich die Landesdenkmalpflege mit etwa DM 50.000.-. Die nicht bauabhängigen Kosten (Altar, Bestuhlung etc.) obliegen der kleinen Kirchengemeinde.
Die Orgel
baute Johann Heinrich Dickel (Berleburg 1745 - 1796) 1773. Von 15 bekannten Neubauten ist dies die ältere der drei noch teilweise erhaltenen Orgeln aus seiner Werkstatt. Richard Rensch hat sie nach fast zweihundert Jahren so restauriert, "daß die Aussage erstaunen muß" (Sulzmann). Seit 1958 ist die Orgel Kern sommerlicher Konzerte.
Die Wandbilder
im Chor der Klosterkirche werden auf ca. 1240 datiert. Im nördlichen Querhaus befinden sich Bilder aus Gotik und Frührenaissance. Die wissenschaftliche Untersuchung der ungewöhnlichen Chorausmalung war erst knapp hundert Jahre nach ihrer Entdeckung möglich durch die großzügige Unterstützung der Klaus-Tschira-Stiftung Heidelberg. Die Karlsruher Dissertation von Gabriela Nutz entschlüsselt v.a. die schwierigen Bilder auf der Chor-Südwand: seltene Szenen aus der Martinsvita.
Literatur
Doris Ebert /Klaus Gereon Beuckers: Kloster St. Maria zu Lobenfeld - Untersuchungen zu Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie.
Petersberg : Michael Imhof Verlag, 2001.
Gabriela Nutz: Die mittelalterlichen Wandmalereien der Klosterkirche Lobenfeld - Ikonographie, Programm und stilistische Stellung der romanischen Chorausmalung und der gotischen Wandbilder. Petersberg : Michael Imhof Verlag, 2002.
Bernd Sulzmann: Die historischen Orgeln in Baden. München/Zürich : Schnell & Steiner, 1980.
Doris Ebert: Elisabeth Silbereisen - Bürgertochter, Klosterfrau, Ehefrau des Reformators Martin Bucer - Familie und Lebensstationen. Sinsheim : Heimatverein Kraichgau eV, 2000.