Die Klosterkirche
Die Klosterkirche von Lobenfeld besteht aus einem romanischen Ostbau und dem
daran angebauten frühgotischen Langhaussaal. Hier kann nur sehr summarisch
auf ihre Architektur eingegangen werden, die bezüglich ihrer Bauchronologie
und ihrer kunsthistorischen Einordnung ausführlich 1983 in der unveröffentlichten
Magisterarbeit von Katharina Laier-Beifuss und 2001 in dem Beitrag von Klaus
Gereon Beuckers für den Aufsatzband untersucht worden ist. Dem Langhaussaal
widmete Dietrich Lutz aus Anlaß der 1984 durchgeführten archäologischen
Untersuchungen im Klosterareal einen Aufsatz, der die Ergebnisse des Kunstdenkmälerinventars
von Adolf von Oechelhäuser aus dem Jahre 1913 ergänzte. Für diesen
Bauteil, in dem sich keine Wandmalereien erhalten haben, wurden bisher unterschiedliche
Datierungen vorgeschlagen. In den meisten Untersuchungen wird eine Entstehung
im frühen 14. Jahrhundert angenommen. Klaus Gereon Beuckers vertritt in
einem Beitrag, der 2002 in "Kraichgau. Beiträge zur Landschaft und
Heimatforschung" (Band 17) erscheinen wird, eine Datierung des Langhauses
in das späte 13. Jahrhundert. Beuckers nimmt aus stilistischen Gründen
eine Entstehung des Ostbaus um 1180-90 an, im Zusammenhang mit der Erneuerung
der Stiftungsurkunde durch Friedrich Barbarossa, die wohl zum Baubeginn die
Frankenthaler Zugehörigkeit absicherte.
Herausragende Stellung im Kraichgau
Die Lobenfelder Klosterkirche ist neben der ehemaligen Zisterzienserabteikirche
Maulbronn der einzige erhaltene romanische Sakralbau des Kraichgaus. Der idealisierte
Grundriß, den Adolf von Oechelhäuser 1913 veröffentlicht hat,
ist zuletzt durch Ulrich Knapp im Aufsatzband zu Kloster Lobenfeld differenziert
worden. Nach seinem Aufmaß beträgt die Länge der Osteile vom
westlichen Vierungsbogen bis zum Chorhaupt etwa 15 Meter. Am Außenbau
werden die romanischen Ostteile durch einen abgetreppten Sockel und oben durch
einen Rundbogenfries unter Deutschem Band umgürtet. Die Gliederung im Aufriß
verfolgt struktiv die Betonung der einzelnen Bauteile durch Ecklisenen. Diese
setzen an den Ostseiten der Querarme erst auf halber Höhe der Wände
an. Im dadurch angedeuteten Obergeschoß wird jede Wand durch ein Fenster
durchbrochen. Auch sie bezeichnen am Chor durch längere Ausmaße und
durch die Außengestaltung mit mehrfach gestuften Gewänden das Sanktuarium
als wichtigsten Bauteil. An der östlichen Stirnwand wird das Fenster sowohl
durch Größe als auch durch die aufwendige Einfassung betont. Auf
der Sohlbank des Chorfensters befinden
sich zwei apotropäische Skulpturen des aus- gehenden 12. Jahrhunderts mit
abgebrochenen Köpfen. Im Aufsatzband werden die Sohlbank- skulpturen von
Marco Saitta eingehend behandelt.
Im Inneren sind alle Bauteile durch Kreuzrippen gewölbt. Die Vierung wird
durch massige Pfeiler und tief eingezogene Laibungen ausgeschieden. Profilierte
Rippen im Chor und in der Vierung stehen kastenartigen Bandrippen in den Querarmen
gegenüber. Am Chorgewölbe weisen die Rippen entsprechend der Bedeutung
des Bauteils ein anspruchsvolleres Profil auf, gebildet durch eine beiderseitige
Kehlung um einen Grat. Das Dienstsystem wird einheitlich auf jeder Seite der
Pfeiler und an den Mauerecken jeweils durch einen dreiviertelrunden Dienst für
das Gewölbe und zwei rahmende Vorlagen für die Schildbögen gebildet,
eine Ausnahme ist nur an der südwestlichen Ecke zu verzeichnen. Die Kämpferzone
aller Dienste weist bis auf diese Mauerecke, in der die Schildbögen wie
die Gewölberippe nur auf Konsolen ruhen, unterschiedlich ornamentierte
Kapitelle mit durchgehenden Verkröpfungen auf. Die im attischen Profil
ausgeführte Sockelzone der Dienste wird anspruchsvoll mit Eckzehen und
-blättern gestaltet und ruht auf gleichem Niveau auf Plinthen, welche den
Chorraum ursprünglich erhöhten. Die östliche Fensteröffnung
des Chores ist als einzige auch im Inneren profiliert. An der Ostseite des südlichen
Querarmes ist eine vermauerte, rundbogige Türöffnung erkennbar, die
man der romanischen Bauphase zuordnen kann. Sie war vermutlich für einen
ebenfalls bauzeitlich geplanten Anbau zwischen Querarm und Chor konzipiert,
dessen tatsächliche Ausführung aber anhand des Befundes nicht nachgewiesen
werden kann. In der Westwand des südlichen Querhauses befand sich ein zur
Klausur führendes Portal, das heute ebenfalls vermauert ist. Rechts von
dieser ehemaligen Öffnung führt ein in großen Quadern ausgeführter
Arkadenbogen in die Nebenräume des heutigen Gemeindesaals im Langhaus.
Er gehört zu einem in Angriff genommenen Seitenschiff der romanischen Bauphase,
das nach dem vermuteten Baustopp vor 1200 nicht mehr ausgeführt wurde.
Veränderungen nach der Auflösung
Die Aufhebung des Klosters wird allgemein mit der Pfälzer Reformation 1556
gleichgesetzt. Die Kirche wurde anschließend wohl für den protestantischen
Gottesdienst genutzt, wie die Folgen eines Bildersturms vermuten lassen. Nach
den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg lag wahrscheinlich
die ganze Anlage eine
Zeitlang brach. Auch der Einzug der englischen Sabbatarier 1664 hielt den Verfall
nicht auf, er hat ihn sogar beschleunigt, wie aus einer Bestandserfassung hervorgeht,
die 1670, nach dem Abzug der Sekte, durch den Schaffner Anastasius Weisbrod
erstellt worden ist. Darin werden vielfache Schäden an den Wirtschaftsgebäuden,
durchbrochene Stellen in der Ringmauer und in der Klosterkirche selbst abgehobene
Grabsteine sowie das Fehlen von Bänken, Türen und Fenstereinfassungen
aufgelistet. Adolf von Oechelhäuser verzeichnet erst für die Jahre
1721 und 1741 nicht genau beschriebene Wiederherstellungsarbeiten, vielleicht
Reparaturen am Dachstuhl, die häufiger anfielen. Zuletzt wurde dieser Anfang
des 19. Jahrhunderts komplett erneuert. Im Jahre 1798 brach man zur besseren
Belichtung mehrere, heute wieder vermauerte Fenster ein. An der Nordwand des
Chores wurden dadurch weite Teile der romanischen Wandmalerei zerstört.
Ab
1810 wurde das Langhaus durch die Pfälzer Katholische Kirchenschaffnei
landwirtschaftlich genutzt, was erhebliche Zerstörungen verursachte und
das innere Erscheinungsbild dieses Bauteils bis heute prägt. Bereits vor
der Übergabe an die Katholiken befand sich das Langhaus in einem ruinösen
Zustand, so daß die Entkernung des Inneren durch die Abtragung der in
der Klosterzeit vorhandenen Nonnenempore nicht datiert werden kann. Auf jeden
Fall wurde dem Langhaussaal nach 1810 eine andere Gliederung durch Zwischendecken
beschieden und dementsprechend gab es auch Veränderungen in der Befensterung.
Die nach 1696 eingezogene hölzerne Trennwand zwischen dem Langhaus und
den Ostteilen wurde damals aufgrund der aufgeteilten Nutzung durch eine Mauer
ersetzt. Im Jahre 1862 erfuhr der Chorraum wegen umfangreichen Umbauarbeiten
einen gravierenden Eingriff durch das Einbrechen eines neuromanischen Portals
in die Ostwand des
Chores, das die dortigen Wandmalereien fast vollständig zerstörte.
Auch das Fußbodenniveau wurde damals erhöht und der gesamte Innenraum
übertüncht. Letztere Maßnahme wurde 1910 rückgängig
gemacht. Das neu in die Chorostwand eingebrochene Portal und die Verlegung von
Altar und Pfarrstuhl in die Vierung dienten einer westlichen Orientierung des
Sakralraums. Aufgrund dieser Westung mußte die um 1773 wohl vor der Vierungstrennwand
eingebaute Orgel im nördlichen Querhaus eingerichtet werden. Deren Empore
überdeckt heute teilweise die hoch- und spätgotischen Malereien des
Querarmes. In den Bauakten des evangelischen Oberkirchenrates in Karlsruhe sind
erst ab 1897 wieder Restaurierungen in der Kirche und die Umdeckung ihres Daches
überliefert. Auf letztere Maßnahme gehen wohl die Krüppelwalm-Überdachungen
der Kirche zurück, die Restaurierungen bestanden hauptsächlich in
der Ausgießung der zahlreichen Setzrisse, die sich um den neuromanischen
Portalbogen gebildet hatten. Der zuletzt 1873 erneuerte Dachreiter über
der Vierung wurde 1898 durch einen kleinen Glockenturm mit langem Pyramidenhelm
und Rundbogenöffnungen im Obergeschoß ersetzt und 1933 renoviert.
In den 1970er Jahren wurde in der Vermauerung des südlichen Seitenschiffbogens
eine Tür durchbrochen zu einem parallel zum Langhaus ausgeführten
Anbau. Geöffnet wurde die Arkade 1995 anläßlich der großen
Umbaumaßnahmen im Langhaus. Erst dann wurde die Trennmauer zwischen Langhaus
und Chor wieder entfernt. Das niedrigere Bodenniveau im Langhaus wurde auf die
Höhe jenes der Ostteile gebracht und im Westteil der Kirche der Gemeindesaal
unter einer Empore eingerichtet. Die Renovierung des Dachreiters von 1997 erlaubt
die Aufhängung einer kleinen dritten Glocke. Die Weihe dieser Glocke wird
im Juli 2002 stattfinden.