Die staufischen
Anfänge des Klosters
Die Frühgeschichte des Klosters Lobenfeld läßt sich aus den
erhaltenen Quellen nur bruchstückhaft nachzeichnen. Wann die Übergänge
in der Besetzung des Klosters durch Augustinerchorherren, durch Chorfrauen und
schließlich durch Zisterzienserinnen stattgefunden haben, ist nicht überliefert.
Karl Christ datiert in seiner Veröffentlichung der Schönauer und Lobenfelder
Urkunden die Klostergründung auf das Jahr 1145, im Zusammenhang mit einem
kaiserlichen Bestätigungsbrief von 1187. Darin wird nach Streitigkeiten
mit den Herren von Lauffen um die Vogtei des Klosters festgestellt, daß
König Konrad III. (1138-1152) und Herzog Friedrich II. von Schwaben (gestorben
1147) dem Ministerialen Meginlach von Obrigheim die Zustimmung zu einer Klosterstiftung
in Lobenfeld gewährten. Somit befanden sich die Vogteirechte für das
Kloster beim König, dem Lehnsherrn Menginlachs. Eine Datierung der Stiftungsurkunde
vor 1147 wurde jüngst durch Doris Ebert im Aufsatzband zu Kloster Lobenfeld
mit dem Hinweis, daß es sich dabei um einen Terminus ante quem handele,
präzisiert. Dies ergibt sich aus der Erwähnung des Unterzeichnenden
Friedrich von Schwaben. Wegen Diktatüberschneidungen mit einer in Frankenthal
1139 angefertigten Urkunde König Konrads III. erwägt Maria Magdalena
Rückert an gleicher Stelle eine etwas frühere Datierung des Deperditums.
Menginlach starb vor 1152 kinderlos und wurde in Schönau bestattet, wo
seit 1142 eine Männerzisterze bestand, eine direkte Gründung Bischof
Burkharts (Buggo) II. von Worms. Jenem Kloster hinterließ der Ministeriale
viele seiner Landgüter, wobei die meisten Schenkungen für das Jahr
1145 verzeichnet werden. Angesichts der in zeitlicher Nähe ausgestellten
Urkunden zu den Schenkungen Menginlachs an das Kloster Schönau, in dem
er wahrscheinlich seine letzten Lebensjahre verbracht hatte, und zu der Gründung
in Lobenfeld, die ebenfalls auf seine Stiftung und die Vermittlung Burkharts
zurückgeht, vermutet Klaus Gereon Beuckers in seinem Aufsatz zur Architektur
der Klosterkirche enge Beziehungen zwischen den beiden Klöstern bereits
um die Jahrhundertmitte.
In
der Urkunde von 1187 wird Lobenfeld als "coenobium" des Augustinerchorherren-
stiftes Frankenthal genannt, dessen eigene Paternitätsstrukturen seit der
Stiftung einer Propstei 1119 einige Zeit ungeklärt blieben, das aber spätestens
1136 unter Springiersbacher Observanz stand. Es scheint, daß die Augustinerchorherren
nicht lange in Lobenfeld blieben. Die um 1200 zu datierende Grabplatte einer
"Abbatissa Agnes" die anläßlich der Kirchenrenovierung
zwischen 1963 und 1964 im Boden des nördlichen Querhausarmes gefunden wurde,
weist auf die Existenz einer Frauengemeinschaft bald nach dem Bestätigungsbrief
von 1187 hin. Möglich wäre, wie Doris Ebert zur Diskussion stellt,
daß in Lobenfeld wie in Springiersbach zeitweise ein augustinischer Doppelkonvent
ansässig war. Klaus Gereon Beuckers zieht auch eine Umwandlung in einen
Frauenkonvent noch vor 1200 in Erwägung, der vom Anfang an aufgrund der
Beziehungen zu Schönau den zisterziensischen Consuetudines folgte. Zuletzt
werden "fratres" um 1223 erwähnt, anläßlich der Schlichtung
eines Streits mit den Zisterziensern aus Schönau, was nicht unbedingt auf
ihre Identität als Augustinerchorherren schließen läßt.
Maria Magdalena Rückert weistim Aufsatzband zu Kloster Lobenfeld darauf
hin, daß in der entsprechenden Urkunde ein Konverse Landolf erwähnt
wird. Dies legt eine administrative Betreuung der Frauengemeinschaft in Lobenfeld
durch eine Männerzisterze nahe.
In den Jahren 1254 und 1259 wird die Existenz einer Frauengemeinschaft durch
die Abwicklung des Verkaufs einiger Höfe an die Zisterzienser in Schönau
schriftlich belegt. Als Vermittler fungiert in der Urkunde von 1254 der Frankenthaler
Abt, was auf eine entsprechende Verwaltung des verkauften Gutes und nicht unbedingt
auf den Fortbestand einer augustinischen Gemeinschaft mit Lobenfeld hinweist.
Die Untersuchung der Grabplatte der Äbtissin Agnes durch Anneliese Seeliger-Zeiss
im Aufsatzband zu Kloster Lobenfeld ergab Anlehnungen in Stil und Ikonographie
an die Schönauer Grabplatte des Kaiserkanzlers Dieter von Katzenelnbogen,
was eher auf eine intendierte Nähe zu Schönau hindeutet. Klaus Gereon
Beuckers weist darauf hin, daß der Titulus einer Äbtissin die Existenz
einer eigenständigen Frauengemeinschaft impliziert, die kaum in der Fortsetzung
des Chorherrenkonventes unter Beibehaltung der Consuetudines denkbar ist. Solche
Umwandlungen innerhalb eines Ordens waren nicht üblich.
Der erste explizite Hinweis auf Lobenfeld als Zisterzienserinnenkloster stammt
von 1272 mit der Erwähnung der Äbtissin Adelheidis aus diesem Orden.
Eine Inkorporationsurkunde ist aber nicht überliefert, so daß die
Überstellung an den Zisterzienserorden zeitlich nicht genau bestimmbar
ist. Wahrscheinlich erscheint die Annahme der reformierten Regel lange vor der
Affiliation zu Schönau, die 1326 erwähnt wird. Im Jahr 1223, als Streitigkeiten
mit dem Zisterzienserkloster überliefert sind, scheint diese Affiliation
noch nicht stattgefunden zu haben. Die Übernahme der zisterziensischen
Regel durch einen anderen Orden war in der Zeit zwar möglich, die Statuten
der Zisterzienser regelten 1134 solche Fälle. Meistens wurden allerdings
aufgegebene benediktinische Klosteranlagen in ähnlicher Weise wie von Augustinerchorherren
und Prämonstratensern neu besiedelt. Frauenkonvente wurden nicht gerne
unter die Observanz genommen, die Fürsorge für sie wurde anfangs von
den Zisterziensern wie übrigens von den meisten Mönchsorden ganz abgelehnt
und setzte sich nur allmählich durch. Auch für das 13. Jahrhundert,
in einer Zeit, als die Zahl der Zisterzienserinnenklöster sprunghaft zunahm,
sind nur in wenigen Fällen Affiliationen nachweisbar. Die Verhältnisse
zu den Männerkonventen blieben wohl meistens unreglementiert. Wahrscheinlich
befanden sich viele Frauenklöster, die sich selbst als zisterziensisch
bezeichneten, außerhalb der Ordensstrukturen oder doch nur in einer losen
Verbindung zu den männlichen Zisterzen, welche die zeitweilige Übernahme
von Seelsorge- und Verwaltungsaufgaben, aber keine ständige Observanz implizierte.
Wie Maria Magdalena Rückert im Aufsatzband zu Kloster Lobenfeld darlegt,
bestand wohl schon im frühen 13. Jahrhundert die Nähe des Klosters
Lobenfeld zu Schönau, was sowohl aus den erhaltenen Verkaufsurkunden ablesbar
als auch an der Grabplatte der Äbtissin Agnes ersichtlich ist. Die Affiliation
erfolgte wahrscheinlich nach 1250, man setzt sie erst mit der Erwähnung
der zisterziensischen Äbtissin Adelheidis als vollzogen voraus.
Das Kloster
im 14. und 15. Jahrhundert
Für das 14.
Jahrhundert ist das wirtschaftliche Leben des Klosters mit zahlreichen Verkaufs-
und Schenkungsurkunden belegt, worüber Doris Ebert im Aufsatzband zu Kloster
Lobenfeld ausführlich berichtet. Die verbesserte Quellenlage hängt
sicherlich mit der nunmehr geklärten Zugehörigkeit des Konventes zusammen
und deutet auf eine gewisse ökonomische Stabilität hin. Nachrichten
über Bautätigkeiten oder Stiftungen fehlen allerdings auch für
diese Zeit. Die bisherige Ansetzung des Langhauses in das 14. Jahrhundert diente
als einziger Hinweis auf eine umfangreiche Ausstattungsphase, welche die frühgotischen
Wandmalereien im Querhaus und das Chorgestühl einschloß. Diese relative
Chronologie stellt nun Klaus Gereon Beuckers im diesjährigen Band der Zeitschrift
"Kraichgau. Beiträge zur Landschaft und Heimatforschung" (Band
17) in Frage. Im Anschluß an seine stilistischen und typologischen Vergleiche
hält er eine Entstehung des Langhaussaals Ende des 13. Jahrhunderts für
wahrscheinlicher. Die bisherigen Datierungen der Wandmalereien im Querhaus müssen
somit ebenfalls neu überdacht werden.
Das Frauenkloster blieb zisterziensisch bis zur Aufnahme in den Benediktinerorden
im Jahre 1436, auf welche der Anschluß an die Bursfelder Kongregation
folgte, die seit 1434 die ursprünglich monastischen Armutsideale mit Hilfe
einer reformierten, zentralistisch ausgerichteten Verfassung in allen Klöstern
durchzusetzen versuchte. Die Reform wurde von weltlicher Seite maßgeblich
unterstützt, und so kam es 1459 auf Initiative des Pfalzgrafen Friedrich
I. zum offiziellen Anschluß des Lobenfelder Klosters an die Kongregation,
der im selben Jahr von Papst Pius II. bestätigt wurde. Das Kloster unterstand
somit Abt Gerhard von Jakobsberg bei Mainz. Aus dem bursfeldisch reformierten
Kloster Marienberg wurde die Priorin Agnes von Rohrbach als Äbtissin nach
Lobenfeld berufen. Die Zugehörigkeit Lobenfelds zur Kongregation wird zuletzt
durch die nachgewiesene Teilnahme 1518 an einer Visitation belegt, jedoch bestand
sie wahrscheinlich bis zum Einzug der Reformation in die Pfalz im Jahre 1556.
Der Verfall des Klosters
Die Auflösung des Klosters ist mit dem Verzicht der Priorin Anna von Bettendorf
1560 auf ihre Amtsprivilegien erfaßbar. Im Jahre 1563 tritt dann erstmals
ein von der kurpfälzischen Kirchengüter- und Gefälleverwaltung
eingesetzter Schaffner für Lobenfeld auf, also war zu jenem Zeitpunkt das
Kloster bereits aufgehoben. Nach der Reformation wurde die Klosteranlage zum
Sitz der dafür zuständigen Schaffnerei. Spuren eines reformatorischen
Bildersturms sind sowohl an dem um 1900-1910 aus dem östlichen Langhaus
ausgegrabenen Fragment eines Altarvorsatzes als auch an den abgeschlagenen Köpfen
der Sohlbankskulpturen am Chorostfenster und den abgestemmten Miserikordien
am Chorgestühl ablesbar. Im Zuge der Reformation wurden normalerweise auch
die Wandmalereien in den Kirchenräumen übertüncht. In Lobenfeld
sind die heute sichtbaren Wandbilder spätestens um 1556 überdeckt
worden. Der damalige Zustand der hier untersuchten Ausmalungen läßt
sich aber weder anhand der Quellen noch aus den technischen Befunden rekonstruieren.
Die Ausmalung um das ehemalige Sakramentshäuschen an der Nordwand und die
spärlichen Malereireste an der Ostwand des Chores legen eine Übermalung
der romanischen Schicht bereits vor 1500 nahe.
Für die Lobenfelder Klosterkirche begann mit dem Dreißigjährigen
Krieg eine lange Periode des Verfalls und der Eingriffe in die Bausubstanz,
unter denen auch die Wandmalereien stark gelitten haben. In jenem Krieg wurde
das Gebiet um Heidelberg abwechselnd von den Truppen der Katholischen Liga und
jenen des Gustav II. Adolf von Schweden besetzt. Entsprechend dieser Verhältnisse
haben die in Heidelberg mit dem neuen Kurfürsten und Tilly eingezogenen
Jesuiten mit Unterbrechungen im Zeitraum zwischen 1629 und 1649 den Gottesdienst
in der Klosterkirche abgehalten. Von 1664 bis 1669 wurde die Klosteranlage von
der puritanischen Sekte der Sabbatarier bewohnt. Nach nur fünf Jahren wurden
die Sabbatarier, die dem Textilgewerbe nachgingen, durch das Kurfürstliche
Kommissariat zum Verlassen Lobenfelds aufgefordert, was wohl einen Grund im
desolaten Zustand der Klosteranlage und ihrer schlechten Bewirtschaftung hatte.
Im Jahre 1672 wurde die Schaffnei der Klostergüter Flüchtlingen aus
der Schweiz aufgetragen.
Nutzung des Klosters seit der Pfälzer Kirchenteilung
Im Zuge der Pfälzer Kirchenteilung bekamen die Katholiken 1705 die Ländereien
und die erhaltenen Gebäude der ehemaligen Klosteranlage, die Protestanten
bekamen die Kirche. Im Jahre 1773 wurde entsprechend der Nutzung durch die evangelische
Gemeinde eine Orgel auf einer Empore vor der Trennwand zwischen Chor und Langhaus
errichtet. Die hölzerne Trennwand ersetzte man um 1810 durch eine Steinmauer,
welche der Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei die Nutzung des Langhauses,
das sich seit 1808 in ihrem Besitz durch den Tausch mit einem Acker befand,
als Scheune ermöglichte. Die evangelische Gemeinde Lobenfeld wurde 1822
Filiale der Pfarrei Waldwimmersbach. Der Klosterbereich war 1831/32 vom Dorf
Lobenfeld getrennt und als Klosterlobenfeld eigenständiges politisches
Gemeinwesen. Der evangelische Oberkirchenrat in Karlsruhe veranlaßte 1862
umfangreiche Veränderungen in den Ostteilen zu einer besseren Nutzung der
Kirche.
Die politische Gemeinde
Lobenfeld erwarb 1979 das Langhaus und plante zunächst, darin einen Veranstaltungsraum
sowie ein Museum für Regionalgeschichte einzurichten. Nach Verwerfung dieser
Pläne übernahm in den 1980er Jahren die Evangelische Gemeinde das
Langhaus und konnte 1995 die Integration beider seit 1696 voneinander getrennten
Bereiche der Kirche durch die Beseitigung der damals errichteten Trennmauer
erreichen. Im westlichen Langhaus wurde der Gemeindesaal eingerichtet. Darüber
entstand eine vielfältig nutzbare Empore, auf der auch die Geschichte des
Klosters und die archäologischen Grabungen auf dem Klosterareal dokumentiert
werden. Der Gottesdienst wird nun im Sommer in der Vierung, im Winter im beheizbaren
Gemeindesaal abgehalten.